Österreich, © 2008
Regie: Viktor Gernot
Eine "Grätzn" ist in Wien ein Dialektwort für Lauser, Gauner, Spötter, eben a Grätzn. Ein Grätzlfest ist eine Bezirksfeierlichkeit oder auch die Party einer Kommune. Ein "Grätznfest" ist das neue Kabarettsolo von Viktor Gernot. Wer ihn kennt, weiß, man hat es mit einem Kleinkünstler zu tun, der viele Disziplinen der darstellenden Kunst meisterhaft beherrscht. Musiker, Schauspieler, Sänger, Parodist und auch Autor mit eigenem Vortrag. Die politische Pointe wird in der Gesellschaftssatire eingewoben und ausgespielt. Um unmittelbar darauf einem Conferencier der alten Schule mit den Mitteln der aktuellen Standup-Comedy zu begegnen. Geschichten aus dem Leben eines Österreichers, überhöht, verdreht und doch unbedingt die Wahrheit. Er zerrt Opernstars in die Niederungen der Unterhaltungsmusik, lässt Volksschauspieler, Politiker und Stars der Society gemeinsam in einem Schlagermusical auftreten. Er badet im Selbstmitleid über verpatzte Chancen in seinem Leben und seiner Karriere, teilt ein paar g'sunde Watschn in alle Richtungen aus, um sich schlussendlich an herrlichen Kalauern und Sprachspielereien zu erfreuen. In diesem Programm kann er nicht völlig verbergen, dass er aus einer gutbürgerlichen ländlichen Österreichischen Famillie stammt, wohlbehalten und glücklich aufwachsen durfte und über beinahe altmodisch gute Manieren verfügt. Genau so wird die Verwahrlosung der Sitten, bedingt durch zwei Dekaden des Alleinlebens in der großen Stadt Wien und seinem Umfeld in dieser so schmutzigen Showbranche, nicht verborgen bleiben können. Das geniert ihn ein wenig, ist ihm aber auch so was von Wuascht, der Grätzn.