Österreich/Deutschland, © 2011 Thimfilm
Regie: Christoph Mayr
Am 19. März 2009 veröffentlichte die Europäische Union in ihrem Amtsblatt eine „Richtlinie zur Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten“. Der Richtlinie zufolge werden zwischen September 2009 und September 2016 alle ineffizienten Leuchtmittel – Glüh- und Halogenlampen – schrittweise aus dem Verkehr gezogen. In ungewohnter Allianz feierten Politik, Industrie und ausnahmslos alle Umweltorganisationen die Richtlinie als großen Erfolg. Und wirklich, es scheint in dieser Sache nur Gewinner zu geben: Die Industrie, die sich über das positive Umwelt‐Image freuen darf, die Politik, die sich dem Klimawandel entschlossen entgegenstellt und die Konsumenten, die sich den aktiven Umweltschutz mit einer jährlich um ein paar Euro reduzierten Stromrechnung versüßen lassen. Und auch die Umweltorganisationen haben endlich wieder einen zählbaren Erfolg. Dabei scheint die EU-Richtlinie einem riesigen Feldversuch gleichzukommen – unabhängige Studien, die die gesundheitlichen Belange der Richtlinie untersuchen, wurden bei der Entscheidung nicht berücksichtigt. Die Verordnung war längst beschlossene Sache, bevor eine breite Diskussion über mögliche Gefahren überhaupt in Gang gekommen war. Der Ausgang des Experiments bleibt ungewiss. Und war das alleinige Ziel der Verordnung wirklich die Rettung des Weltklimas? Könnte es nicht sein, dass hier von Seiten der Lichtindustrie Profitmaximierung unter dem Deckmantel des Umweltschutzes angestrebt wird? Welche Rolle spielte die Macht der Industrie bei dieser politisch weitreichenden Entscheidung? Und ist die als Ersatz propagierte, euphemistisch „Energiesparlampe“ genannte Kompaktleuchtstofflampe tatsächlich so umweltfreundlich, kostengünstig und qualitätvoll, wie Industrie, Politik und Umweltschutzorganisationen unisono behaupten? Wurden alternative Leuchtmittel von Seiten der großen Hersteller gezielt unterdrückt? Gibt es gar eine Verschwörung? Dass es ein illegales Glühlampen-Kartell (das erste weltweit tätige Kartell überhaupt) gegeben hat, ist anhand von Dokumenten aus dem Berliner Landesarchiv belegbar. Dass dieses Kartell bis heute weiter existiert, dafür gibt es handfeste Indizien. Der Dokumentarfilm Bulb Fiction nimmt das Verbot der Glühlampe zum Anlass, um Macht und Machenschaften der Industrie, sowie den Widerstand gegen die „Richtlinie zur Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten“ zu portraitieren. Dabei geht es im Grunde natürlich um mehr als Lampen – es geht um die Macht und die Gier der Industrie und ihrer Lobbys, die Verstrickung der Politik in diese Machtstrukturen, um Profit und Scheinheiligkeit, um bewusste Fehlinformation und um die oft erschreckende Naivität der Konsumenten. Es geht um das mündige Verhalten eines jeden Bürgers. Es geht aber auch um die prinzipielle Frage, ob die Qualität des visuellen Umfelds anderen Belangen ohne weiteres unterzuordnen ist. Die Güte des uns umgebenden Lichts stellt einen nicht zu unterschätzenden Wert dar, ein Wert, den man nicht am Altar eines reinen Umweltgewissens unüberlegt opfern sollte.